Wer würde freiwillig 0190-Nummern wählen?
Nun ja, diese Frage ist etwas provokativ, denn diverse Chatlines leben ganz gut
von Leuten, die die teueren Nummern freiwillig anrufen, und es gibt ja auch
durchaus seriöse Anbieter, die z.B. Hilfe bei PC-Problemen über
kostenpflichtige Sonderrufnummern abwickeln. Und doch, so sieht es aus, als ob
die so erzielten Erlöse einigen Betreibern nicht ausreichen. Wie ist es anders
zu erklären, dass zur Zeit verstärkt mit allerlei technischen und methodischen
Tricks versucht wird, Leute zum unbewußten Anwählen der teuren Nummern zu
bewegen.
Da gibt es einerseits die Masche mit den Dialern, die an anderer Stelle schon beschrieben worden ist und bei der über ein untergeschobenes PC-Programm statt der üblichen Einwahl zum Internet-Provider eine teuere 0190-Nummer verwendet wird. Aber auch über das Telefon versucht man hiermit illegaler Weise Geld zu machen. Besonders perfide war die vor einiger Zeit verwendete Methode eines Unternehmens, dass ein Formular verteilte, das sicher nicht so ganz zufällig mit den Benachrichtigungsscheinen der Deutschen deutliche Ähnlichkeit hatte:
Hier ging es natürlich nur um ein Ziel: Den verunsicherten Empfänger, der vermutlich an die Niederlegung eines öffentlichen Schreibens von einer Behörde oder einem Gericht glaubt, zum Anruf der aufgedruckten 0190-Nummer zu bewegen. Dabei wurde auch diese Nummer so geschickt gesetzt, dass der eigentlich fällige Tarif 01908 überhaupt nicht auffällt. Statt dessen wird der Nummernbestandteil 0800 hervorgehoben, der eine kostenlose Service-Nummer vermuten lassen würde.
Eine weitere Masche sind Mitteilungen auf Anrufbeantwortern und Mailboxen von Handys, bei denen wegen angeblich dringender und wichtiger Angelegenheiten zurück gerufen werden soll. Auch hierbei wird oft die eigentlich anzuwählende Nummer durch Voranstellen der +49 für Deutschland oder eine Netzzugangsnummer verschleiert.
Besonders hartnäckig sind zur Zeit SMS-Massenversender, die angebliche Liebeserklärungen versenden und um Rückruf bitten. Und damit der Schwindel nicht so schnell auffällt, werden dann auch gerne noch lange angebliche Anrufbeantworteransagen bei Anruf der Nummern vorgespielt, oder es wird mittels eines Tonbandes der Eindruck erweckt, man höre ein fremdes Telefonat mit oder auf der anderen Seite sei zwar niemand direkt am Telefon, man könne aber einem Gespräch im Raum lauschen.
Ganz neu, technisch trickreich aber eindeutig kriminell ist ein Verfahren unter Ausnutzung der Rückruffunktion digitaler Telkommunikationsnetze. Hierbei wird über eine an sich harmlose Ausgangstelefonnummer ein Anruf signalisiert, der einen Rückruf eingetragen hat. Allerdings ist die Rückrufnummer nicht identisch mit der ursprünglichen Nummer des Anrufers, sondern es handelt sich natürlich wieder um eine extrem kostenpflichtige Sonderrufnummer. Das Problem an dieser Methode ist die mangelnde Erkennbarkeit, denn im Display des Opfers erscheint nur die vollkommen harmlose Nummer des ursprünglichen Anrufs. Privatleute, deren Handynummern nur wenig bekannt sind, sollten daher extrem vorsichtig sein, wenn auf dem Handydisplay plötzlich eine unbekannte Nummer auftaucht und versucht einen Rückruf zu initiieren. Leute deren Handynummern z.B. im Telefonbuch stehen oder anderweitig umfangreich bekannt sind, bzw. die eine Weiterleitung eines bekannten geschäftlichen Anschlusses auf das Handy nutzen, haben aber kaum eine Möglichkeit sich vor dieser Masche wirksam zu schützen. Spätestens wenn dann lange unbekannte Anrufbeantworteransagen oder das Band mit dem angeblich mitzubelauschenden Gespräch am anderen Ende abgespielt wird, sollte man sofort auflegen, die mitgeteilte Nummer sichern und den eigenen Provider von dem Sachverhalt in Kenntnis setzen. Natürlich sollte die Rechnung am Monatsende intensiv kontrolliert werden und ggf. eine Zahlung für nicht in Anspruch genommene Sonderrufdienste verweigert werden.